Wengen-Wochenende zu krass? Skistar Kilde verletzt sich bei fürchterlichem Sturz wohl schwer
13.01.2024, 15:09 Uhr
Wieder gibt es in Wengen einen heftigen Sturz. Der norwegische Skistar Aleksander Aamodt Kilde kracht mit hoher Geschwindigkeit in den Fangzaun und verletzt sich womöglich schwer. Der heftige Einschlag wird die Diskussionen um eine zu große Belastung anheizen.
Marco Odermatt versetzt die Ski-Welt wieder einmal in Erstaunen. Der Superstar aus der Schweiz feiert am Donnerstag, bei der ersten, verkürzten Lauberhornabfahrt seinen ersten Weltcup-Sieg in der schnellsten alpinen Disziplin. Und legt am Samstag nach. Auf der "echten" Lauberhornabfahrt, einem der großen Klassiker im Ski-Zirkus, legt er mit einer Fahrzeit von fast zweieinhalb Minuten einen perfekten Ritt hin und deklassiert die Konkurrenz. "Ich war überall am Limit und hatte genug Power, um das bis zum Ende durchzuziehen."
Einzig der wilde Franzose Cyprien Sarazzin kann einigermaßen mithalten und bleibt als Zweiter mit einem Rückstand von gut einer halben Sekunde in Reichweite. Dritter wird der Italiener Dominik Paris, der sich aber schon fast zwei Sekunden hinter Odermatt einreiht. Eine andere Welt.
Überschattet wird das Rennen vom schweren Sturz des norwegischen Superstars Aleksander Aamodt Kilde. Der durch eine Erkältung geschwächte 31-Jährige verlor im Ziel-S die Kontrolle über seine Ski, stürzte und krachte mit voller Wucht in den Fangzaun. Dabei verbog sich sein rechter Ski stark, Kilde lag minutenlang reglos im Schnee, er blutete heftig und wurde anschließend am rechten Bein behandelt. Der Freund von US-Star Mikaela Shiffrin musste schließlich mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden. Das Rennen war für rund eine halbe Stunde unterbrochen. Laut ORF soll sich Kilde einen Unterschenkelbruch zugezogen haben. TV-Bilder zeigten, wie sein Bein abgebunden wurde. Der norwegische Verband gab zunächst keine Diagnose bekannt und bat um Geduld.
Sander wird nach Sturz abgewunken
Der Sturz hatte sich bereits in den Sekunden zuvor angedeutet, dem offensichtlich kraftlosen Kilde war in den Kurven zuvor ein schwerer Fehler unterlaufen. Das sei "furchtbar" mitanzusehen, sagte Sarrazin dem ZDF. "Der Unfall", sagte Sieger Odermatt über seinen vielleicht bisher prestigeträchtigsten Erfolg, "ist natürlich ein fader Beigeschmack für alle. Wenn ein Freund stürzt, ist das nie schön."
Die Fahrer nach dem schweren Kilde-Sturz kamen allesamt mit einem massiven Rückstand ins Ziel. Fast wirkte es so, als würden sie unter dem Eindruck der Ereignisse gehemmt fahren. Der Norweger gilt als einer der kräftigsten und konditionsstärksten Athleten in der Szene. Zudem gab es weitere Abflüge, so schieden etwa der Österreicher Stefan Babinsky und der Kanadier Cameron Alexander aus.
Nächstes Speeddebakel für DSV-Team
Der Sturz von Alexander hatte etwa Auswirkungen auf den Deutschen Andreas Sander, der nach der Hälfte des Rennens abgewunken wurde. Er wurde mit dem Helikopter zurück zum Start geflogen, durfte das Rennen noch einmal bestreiten und wurde 28., Luis Vogt (30.), Romed Baumann (31.), Josef Ferstl (33.), Dominik Schwaiger (34.) und Simon Jocher (38.) reihten sich dahinter ein. Thomas Dreßen verlor schon im oberen Abschnitt zu viel Zeit, fuhr dann nicht mehr voll und letztlich auf Rang 42.
Sport 12.01.24
Klatsche für DSV-Stars in Wengen "Psycho" Sarrazin triumphiert, Pinturault stürzt brutal
Der schwere Crash von Kilde war bereits der dritte folgenreiche an diesem Rennwochenende in Wengen. Beim ersten Rennen, der nachgeholten Abfahrt für das ausgefallene Rennen in Beaver Creek, hatte sich der Schweizer Marco Kohler schwer verletzt. Beim zweiten Rennen erwischte es dann Kombinations-Weltmeister Alexis Pinturault. Der Franzose zog sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zu, seine Saison ist beendet.
"Es war die Hölle, richtig schlimm, heute zu fahren"
Die Stürze werden die geführten Diskussionen weiter anheizen, ob drei Rennen in drei Tagen auf einer der anspruchsvollsten und der längsten Strecken im Weltcup eine zu große Belastung für die Athleten darstellen. "Auf einer solchen Strecke gleich drei Rennen durchzuführen, bringt dich psychisch an die Grenzen und ist körperlich zu anspruchsvoll", sagte etwa der Schweizer Niels Hintermann.
Zumal in den kommenden Wochen mit Kitzbühel, Garmisch-Partenkirchen und Chamonix noch extrem fordernde Rennen anstehen und die Athleten sich nach den zahlreichen witterungsbedingten Absagen zum Saisonbeginn noch nicht auf dem höchsten Routine-Level befinden. DSV-Fahrer Romed Baumann gestand etwa, auf der Strecke einen Hungerast bekommen zu haben: "Vom Tunnel weg war mir fast schwarz vor Augen. Es war die Hölle, richtig schlimm, heute zu fahren", sagte er im ZDF. Mit einem Rückstand von weit über fünf Sekunden auf Odermatt kam er dann ins Ziel. Noch schlimmer lief es für Dreßen, der nach dem Kernen-S regelrecht aufgab und mit fast zwölf Sekunden Rückstand ins Ziel kam. Regelrecht "beschissen" sei es gewesen. "Es ist halt bitter, wenn der Körper nicht mitspielt", sagte der erfolgreichste deutsche Abfahrer der Weltcup-Geschichte unter Tränen im BR. Er habe "alles" probiert, aber seinen lädierten rechten "Haxen" schlicht nicht gespürt. "Das tut weh."